Mann Frau trans* cis queer – Denk-, Fühl- und Begegnungsräume von Geschlecht und Begehren
Wenn wir „Mann“ und „Frau“ als Konstruktionen im historischen und gesellschaftlichen Raum betrachten, dann können wir „trans*“ und „cis“ als Konstruktionen ‚höherer Ordnung’ sehen – ebenso historisch, ebenso gesellschaftlich, ebenso gemacht; damit aber nicht weniger ‚wahr’, ‚existent’ oder eigentlich. Die Sinnhaftigkeit von „trans*“ (in aller Verkürztheit als ‚überschreitend’) und „cis“ (als ‚diesseits’) beruht notwendig auf der Unterscheidung und damit jeweils eigenständiger, abgegrenzter Existenzannahme von ‚Sex’ und ‚Gender’. Denn nur dann gibt es ein Diesseits oder Jenseits. Aber auch die Entitäten, die Begriffe ‚Sex’ und ‚Gender’, sind geschaffen, nicht (natürlich) gegeben.
Ihre wechselseitige Bedingtheit und Verwobenheit zeigt sich als so tiefgreifend, dass mir die Aufrechterhaltung dieser als voneinander abgegrenzter Kategorien inzwischen auch eher hinderlich als hilfreich erscheint. Zwar lassen sich mit ihr unendlich viele neue ‚Gender’/’Identitäten’ formulieren; sie beziehen sich aber weiterhin auf Dichotomien, bestenfalls Pole auf einem Kontinuum – und tragen damit letztlich zur Konservierung dieser Bipolarität bei.
Auch Begehren oder „sexuelle Orientierung“ werden herkömmlich entlang der Zweigeschlechtlichkeit formuliert: heterosexuell, homosexuell, lesbisch, schwul. Wäre „queeres Begehren“ eine Alternative?
Hierzu sind Vortrag und Workshop möglich.
Außerdem biete ich in diesem Themenspektrum, zusammen mit Joris Kern einen Workshop zum Thema
… über alles reden?
Sexualität, Geschlechtsidentität und Lebensweisen in Beratung und Therapie. Ein Workshop zu Sein und Begehren für Menschen, die beratend oder therapeutisch tätig sind
Als Berater*innen und Therapeut_innen begegnen wir der Vielfalt des Lebens – auch in Hinblick auf die Suche und den Prozess in Bezug auf Identität, geschlechtliche Verortung, Begehren, Sexualität, Möglichkeiten, Spielräume und Grenzen.
Für viele Menschen sind Fragen der Geschlechtsidentität, Fragen zu Begehren, Wünschen, Ängsten und Grenzverletzungen wichtige Aspekte ihres Lebens, ihrer Beziehungen und ihrer Lebensweisen. Fragen, die in der Öffentlichkeit stark tabuisiert werden. Mit ihren Erfahrungen und Gefühlen dazu, mit Fremdzuschreibungen und Bewertungen kommen Menschen zu uns.
Ob wir einen Raum schaffen können, möglichst selbstbestimmt darüber sprechen, nachdenken und nachfühlen zu können, hängt auch davon ab, inwieweit wir selbst unser eigenes Sein und Begehren reflektieren. Ein allzu schnelles „Ich habe kein Problem mit …“ oder „Zu mir können alle kommen …“ schafft nicht wirklich Raum, sondern kaschiert eher reale Verschiedenheiten und gesellschaftliche Diskriminierung. Auch wohlmeinende Unterstellungen bleiben Unterstellungen und schränken den – verbalen, gedanklichen und emotionalen – Bewegungsradius ein.
Wenn wir aber unsere Haltungen bewusst reflektieren, wenn wir sie als eine Möglichkeit transparent in den Dialog bringen, schaffen wir den Freiraum, dass sich unser Gegenüber dazu positionieren, zustimmen oder ablehnen kann, schaffen wir für unser Gegegenüber wie für uns den Freiraum, uns gemeinsam weiterzuentwickeln.
In dem Workshop laden wir ein zu Reflexion, Austausch und Gespräch, Selbsterfahrung, Input und Übungen zu geschlechtlichen Identitäten, Begehren, Sexualität und Grenzen in Bezug auf die eigene Auseinandersetzung mit Sein und Begehren sowie auf die Interaktion in beraterischen und therapeutischen Kontexten.