Jenseits von gut und böse

Jenseits von gut und böse – eine Auseinandersetzung mit „Opfer“ und „Täter*in“

Eine wesentliche Grundlage beraterischen, therapeutischen, pädagogischen sowie politischen Handelns ist die Ablehnung von Gewalt. Unmittelbar damit einher geht die Ablehnung derer, die Gewalt ausüben, sowie der Schutzgedanke jenen gegenüber, die Gewalt erleben. Aber ist immer so klar, was Gewalt ist, wo sie anfängt, worin sie besteht, wer was tut und zu verantworten hat, wer ‚gut’ und wer ‚böse’ ist?

 

Ich setze mich kritisch mit den Begriffen von „Opfer“ und „Täter*in“ auseinander,

  • weil sie Substantivierungen von Handlungen implizieren,
  • weil sie – möglicherweise einmalige – Erfahrungen oder Handlungen verabsolutieren, den Menschen als Ganzes damit identifizieren,
  • weil sie weder jenen, die zum Opfer geworden sind, noch jenen, die sich zu Täter*innen gemacht haben, gerecht werden,
  • weil sie gesellschaftliche Strukturen individualisieren, weil sie vernachlässigen, dass kein Mensch nur dieses oder nur jenes ist bzw. tut,
  • weil sie Zusammenhänge verschleiern und die Beschäftigung damit erschweren, wo und wie wir alle – vor dem Hintergrund gegenebener Strukturen und unserer Erfahrungen – als Akteur*innen auftreten, verantwortlich oder unverantwortlich handeln, uns hilflos und ausgeliefert erleben, machtvoll oder gewaltvoll agieren.

Diese Auseinandersetzung möchte ich gern führen, im Dienste der Menschen, die auch zu Opfern wurden, im Dienste derer, die als Täter*innen in die Pflicht zu nehmen sind und nicht zuletzt für uns, die wir vielleicht das eine wie das andere kennen und größtmögliche Handlungsfähigkeit und Menschlichkeit anstrebenswert finden.